Ibn Rushd Preis 2007

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Nouri Bouzid

Nouri Bouzid

Der Preis war ausgeschrieben für
einen arabischen Filmemacher für Kino oder Fernsehen, der sich den Themen der Freiheit und Demokratie widmet und sich über seine Werke mit gesellschaftlichen und politischen Tabuthemen auseinandersetzt, und damit zusammenhängende Phänomene und Praktiken aus neuer Perspektive kritisch beleuchtet.

  • Ausruf zur Nominierung
    English العربيةNominierungen für den Ibn Rushd Preis 2007 werden ab sofort entgegengenommen Dieses Jahr ist der Preis ausgeschrieben füreine/n arabische/n Filmemacher/in für Kino oder Fernsehen, die/der sich den Themen der […]
  • CV Nouri Bouzid
    English العربيةCV Nouri Bouzid Nouri Bouzid wurde 1945 in der Hafen- und Industriestadt Sfax – der zweitgrößten Stadt Tunesiens – geboren. Von 1968 bis 1972 studierte er Film am Institut […]
  • Rede des Preisträgers
    English العربيةNouri Bouzids Rede anlässlich der Verleihung des Ibn Rushd Preises am 30.11.2007 Während der letzten 20 Jahre gab ich mir die aller größte Mühe, den Personen, die ich in […]
  • Mitglieder der Jury 2007
    English العربيةMitglieder der Jury 2007 Samir Farid Samir Farid wurde 1943 in Kairo/Ägypten geboren. Er studierte Theaterwissenschaft an der Akademie der Künste in Kairo und graduierte 1965 mit einer Abschlussarbeit […]
  • Laudatio gehalten von Frieder Schlaich
    English العربيةLaudatio Anlässlich der Verleihung des Ibn Rushd Preises an Nouri Bouzid am 31.11.2007 Frieder Schlaich Sehr verehrte Damen und Herren, lieber Nouri Bouzid, als ich angefragt wurde, diese Laudatio […]
  • Begrüßung des Funds
    English العربيةBegrüßungsrede anlässlich der Verleihung des Ibn Rushd Preises an Nouri Bouzid Dr. Sami IbrahimDr. Abier BushnaqBerlin 30.11.2007 Verehrte Damen und Herren, im Namen des Ibn Rushd Funds heiße ich […]

Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought presents the
Ibn Rushd Prize 2007 to
the Tunisian film director Nouri Bouzid

On November 30th, 2007, Nouri Bouzid received the ninth Ibn Rushd Prize for Freedom of Thought at the Goethe Institute in Berlin. He is honoured for his remarkably courageous film work, in which he expresses his views against injustice and contributes to critical thought in the Arab society.

Die Feier wird mit einer Begrüßung des Ibn Rushd Funds eröffnet. Es sprachen Sami Ibrahim und Abier Bushnaq. „Insgesamt standen 32 Kandidaten zur Wahl aus nahezu allen arabischen Ländern, benannt von über 56 Personen aus der ganzen Welt. Wir möchten hiermit allen danken, die sich an der Nominierung beteiligt haben. Die große Teilnahme an der Nominierung hat unsere Erwartungen bei weitem überstiegen, zeigt sie doch, dass die Welt des Films eine ganz greifbare Welt ist, vielen Menschen zugänglich und von Interesse für eine große Basis.“

In seiner Laudatio sprach der Filmemacher und Produzent Frieder Schlaich (Filmgalerie 451) davon, wie „selbstverständlich freies Denken und freie Meinungsäußerung“ bisher für ihn waren und „wie vorsichtig Künstler in vielen anderen Ländern sein müssen, um zu überleben.“

„Kritik an patriarchischen Strukturen, politische Gefangenschaft, Prostitution, Golfkrieg und Kinderarbeit, nie hat Nouri Bouzid seine Themen ausgebeutet, immer war er selbst neugierig und hat sich jahrelang damit beschäftigt. Er ist tief in seine Figuren eingetaucht und hat sich und seine Zuschauer immer neu herausgefordert. Und was das Erstaunlichste ist, er ist nie Müde geworden im Kampf gegen die Windmühlen staatlicher Widerstände.“

Frieder Schlaich führt fort: „Das durchzuhalten bedarf einer kämpferischen Natur, und die besitzt Nouri Bouzid. Mit keinem Film hat sich Nouri Bouzid versteckt, mit jedem Film hat er Defizite unserer Gesellschaften aufgezeigt. Er ist nie müde geworden oder der Versuchung erlegen, einen schönen exotischen Film zu machen, für den es einen größeren Markt gäbe. Mit seiner konsequenten Filmographie gehört er zu den großen Regisseuren des Weltkinos und ist seinen Vorbildern Pasolini, Godard oder Chahine dicht auf den Fersen.“

Seine Rede begann Nouri Bouzid mit der Feststellung: „Ich glaubte, dass mich das gleiche Schicksal treffen würde wie das, das ich für [meine Figuren] erfunden hatte. Das Schicksal meiner Figuren ist das Versagen, der völlige Zusammenbruch und die Niederlage, weil ihnen nichts mehr bleibt als ihr heimlicher Eigensinn und ihr Aufbruch zum Unbekannten, welches ihre Kraft übersteigt. (…) Doch im Gegensatz zu all meinen Charakteren werde ich nun geehrt, als würde ich durch ihr Versagen erfolgreich werden. (…) Ich war gewohnt, aus der Niederlage einen neuen Anfang, aus dem Versagen eine Motivation zu machen.

„Ich entschied mich dafür, meine Krise zum Ausgangspunkt für meine Kreativität, und meine Schande zum Stolz des Kunstwerks zu machen. Aus der Niederlage machte ich ein analytisches Konstrukt. Ich wurde zum unbequemen Zeugen. In einer Zeit, in der wir nicht mehr mit erhobenem Zeigefinger auf die Täter selbst deuten, sondern auf jene, die über diese Taten sprechen, – in einer Zeit, in der das Reden über Ereignisse gefährlicher ist als die Ereignisse selbst, habe ich gelernt, dass das Sprechen wichtig ist, ja, sogar die wichtigste Aufgabe eines jeden Intellektuellen. Ich lernte, dass neue Denkweisen in der Tat von der tödlichen, heftigen Wahrheit ausgehen, und dass neue Gedanken ansteckend sind.“

Ich begann, diese Viren der Wahrheit auszustreuen, in der Absicht, dass sie möglichst viele andere anstecken:
Zerstreut mein Fleisch als Almosen
Auf den Schwellen der Moscheen
Die Menschheit erfährt von mir
Während ich im Rachen dessen stecken bleibe
An dessen Fersen ein Habgieriger lauert.
Mit meiner von Tollwut erkrankten Haut
stecke ich sogar meine Hörer an

Nouri Bouzid nimmt den Ibn Rushd Preis für das Jahr 2007 entgegen. Der Fund verleiht ihm den Preis „für seine außerordentlich mutige, gegen Unrecht sensibilisierende Filmarbeit, mit der er einen Beitrag zum kritischen Denken in der arabischen Welt leistet“
Nouri Bouzid with Frieder Schlaich
Unter den Gästen befinden sich Akademiker, Journalisten, Politiker, Intellektuelle und Künstler verschiedener Nationalitäten. Abschließend wurde Baqlawa und Tee serviert.

Einige Journalisten nutzen die Gelegenheit für ein Interview mit dem Preisträger. Vertreter von Presse, Rundfunk und Fernsehen (al-Jazeera TV Channel, Deutsche Welle, Radio Berlin Brandenburg u. a.) berichten von dem Ereignis. Achmed Khammas übersetzt die Reden Frieder Schlaichs und Nouri Bouzids simultan ins Arabische und Deutsche.

Nouri Bouzid, Aiman Mubarak, member of the board of Ibn Rushd Fund

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