Der Ibn Rushd Fund trauert um der sudanesischen Frauenrechtlerin Fatima Ahmed Ibrahim

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Der Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought erfuhr mit großer Bestürzung vom Tod der sudanesischen  Frauenrechtlerin Fatima Ahmed Ibrahim am 12.08.2017 in London, Trägerin des Ibn Rushd-Preises 2006. Ihr Tod bedeutet einen unermesslichen Verlust für die Politik des Sudans wegen ihrer führenden Rolle im politischen Bereich und ihrem unnachgiebigen  Kampf um Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit sowie Frauenrechte in ihrer Heimat.

Wir sind stolz auf ihren hohen Einsatz, mit dem sie furchtlos und unnachgiebig ihre Ziele verfolgte und sich fortlaufend um Gleichberechtigung und Menschenrechte bemühte. Wir  sprechen der Familie der Verstorbenen und allen ihren Freunden hiermit unser tiefempfundenes Beileid aus.

Auszug aus der Pressemitteilung anlässlich der Verleihung des Ibn Rushd Preise an Fatima Ibrahim aus dem Jahr 2006:

Fatima Ahmed Ibrahim gehört zu den bedeutendsten politischen Figuren des Sudan. Ihr Engagement begann bereits vor der Unabhängigkeit des Sudan im Jahr 1956, als sie 1952 in einem politisch schwierigen Klima die sudanesische Frauen-Union mit gründete und die ersten Hürden der langsam entstehenden Frauenbewegung mit unnachgiebigem Willen und Beständigkeit mit zu überwinden verhalf. Die von der Union herausgegebene Frauenzeitschrift Sawt al-mar’a (Stimme der Frau), deren Redaktion Frau Ibrahim bei der Gründung 1955 leitete, spielte eine Vorreiterrolle im Wiederstand gegen die Militärregierung von Abboud (1958-1964). Drei Militärregierungen hat die Frauen-Union überlebt, wenn auch zeitweise im Untergrund. Die Union war maßgebend an der sudanesischen Oktober-Revolution von 1964 beteiligt: Frauen erhielten danach das aktive und passive Wahlrecht.

1965 wurde Fatima Ibrahim als erste Frau des Sudans Abgeordnete im Parlament. Viele der von ihr eingebrachten Gesetzesvorlagen wurden 1968 in die Verfassung übernommen (freie Berufswahl, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, Mutterschutz und Recht auf höhere Schulbildung für Mädchen) und sie arbeitete an weiteren Forderungen wie Schutz gegen Zwangsehen, Verheiratung Minderjähriger, Polygamie.

Der durch einen Staatsstreich an die Macht gekommene an-Numairi löste jedoch alle Parteien und politische Institutionen auf. Er regierte mit einem revolutionären Kommandorat, welches alle erkämpften Ansätze zunichte machte.

Weil Fatima Ibrahim und ihr Mann, Shafi’, ein einflussreicher Gewerkschaftsführer, die Zusammenarbeit mit an-Numairi verweigerten, kam es 1970 zum folgeschweren Bruch. Ihr Mann wurde 1971 gefoltert und hingerichtet, Frau Ibrahim wurde zu zweieinhalb Jahren Hausarrest verurteilt. Auch nach ihrer Freilassung blieb sie politisch aktiv und entkam einer lebenslangen Haft nur dank der aufgebrachten Massen und Proteste weltweit. 1990 ging sie ins Exil nach London, wo sie sich für Menschenrechte engagierte. 1991 wurde sie zur Vorsitzenden der International Democratic Women’s Union gewählt. 1993 wurde sie mit dem UN Award für ihre Verdienste um Menschenrechte ausgezeichnet.Seit 2005 lebt Fatima Ahmed Ibrahim wieder im Sudan und ist dort Parlamentsabgeordnete der sudanesischen Kommunistischen Partei.Der Kampf um Frauenrechte im Sudan ist gleichzeitig ein Kampf um politische Unabhängigkeit, Freiheit und Menschenrechte. Im Hintergrund dieses gesellschaftlichen Transformationsprozesses zwischen politischer Willkür und Reform ist Fatima Ahmed Ibrahims Wirken im Sudan zu sehen. Mutig durchbrach sie alle Hindernisse und forderte ihr Recht ein. Für diesen unnachgiebigen, für die arabische Welt vorbildhaften Mut wurde sie 2006 mit dem Ibn Rushd Preis ausgezeichnet.

Ibn Rushd Peis 2006

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