Gewinner des 2ten Preis

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Ahmed Marzouki

Ahmed Marzouki wurde 1947 in Bouajul, einem Dorf im Nordwesten Marokkos, geboren. Sein Vater arbeitete nach dem Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Qarawiyyin am örtlichen Gericht.

Nach dem Besuch der Grundschule im Nachbarort Ghafsai ging Marzouki auf weiterführende  Schulen in Fes, Rabat und schließlich Meknes. Im Anschluß besuchte er zunächst für ein Jahr die Landwirtschaftsschule in Meknes und begann dann im Jahr 1967 eine Ausbildung an der Militärakademie, um eine militärische Laufbahn einzuschlagen.
Nachdem er 1969 den Rang des Offiziers erhalten hatte, wurde er Ausbilder an der Royal Military School von Aharmoumou, an der er Unteroffiziere unterrichtete. 1971 befand er sich unter den Offizieren, die am Skhirat-Putsch beteiligt waren. Er wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Statt den Strafvollzug in einem regulären Gefängnis durchzuführen, wurden er und die anderen Offiziere von hoher Stelle entführt und anschließend im Gefängnis Tazmamart gefangen gehalten. Marzouki verbrachte darin 18 Jahre in totaler Isolation –  von der Welt und auch von den anderen Gefangenen. 30 der Offiziere starben unter diesen unmenschlichen Bedingungen. Es gab keine medizinische Versorgung, keine Rechte der Gefangenen oder Menschenrechte.

Erst nach Intervention humanitärer Organisationen und Berichten über das Gefängnis in den Medien wurden Marzouki und die anderen überlebenden Gefangenen 1991 freigelassen.

Marzouki holte das Abitur nach und studierte Jura. 1998 erwarb er seinen Abschluss. Im selben Jahr heiratete er und wurde später Vater von drei Kindern. Er wollte als Jurist arbeiten, bekam jedoch keine Lizenz.  Als bekannt wurde, dass er einen Augenzeugenbericht über das Gefängnis Tazmamart schreiben wollte, wurde er 1995 vom marokkanischen Geheimdienst verhört.
2000 veröffentlichte er sein Buch „Tazmamart: Zelle Nr. 10“  auf Französisch (tazmamart cellule 10) und 2002 in englischer Sprache.
Marzouki übersetzte „Korridor“, das Buch eines ehemaligen Mitgefangenen Abdul Fattah Fakhani aus dem Französischen in die arabische Sprache, sowie das Buch „Schuldig, bis ihre Unschuld bewiesen ist“ des Journalisten Khalid al-Jami‘i und ein Kinderbuch mit dem Titel „Mohammed Abd al-Karim al-Khattabi, Held der Rifatlas-Region“ von der Schriftstellerin Zakiyya Daoud.

2012 erschien  sein zweites Buch mit dem Titel „Die Krise der Leere“.

Er veröffentlicht regelmäßig Artikel in regionalen und internationalen Zeitungen.

Bücher von Ahmed Marzouki

Mustafa Khalifa

Mustafa Khalifa wurde 1948 in Dscharabulus bei Aleppo/Syrien geboren. Er wuchs in Aleppo auf, wo er sich schon als Jugendlicher an vielen politischen Aktivitäten beteiligte, aufgrund derer  er zweimal ins Gefängnis kam. Nach seiner Freilassung ging er nach Frankreich und studierte dort Kunst und Filmregie. Bei seiner Rückkehr wurde er am Flughafen von Damaskus festgenommen. Ohne Gerichtsverfahren verbrachte Khalifa 12 Jahre, von 1982 bis 1994 in verschiedenen staatlichen Sicherheitsgefängnissen, einschließlich den berüchtigten Gefängnissen von Tadmur und Saidnaya. Seine Erfahrungen in Saidnaya verarbeitete er in seinem Roman „al-Qawqa’a“ (Die Kapsel, Tagebuch eines heimlichen Beobachters)
2006 emigrierte er in die Vereinigten Arabischen Emirate, obwohl ihm die Ausreise aus Syrien verboten war. Dann ging er nach Frankreich, wo er heute noch lebt. Er ist mit der Aktivistin Sahar al-Bunni, der Schwester der politischen Aktivisten Akram und Anwar al-Bunni, verheiratet.
„al-Qawqa’a. Yawmiyyat mutalassis“ (Die Kapsel, Tagebuch eines heimlichen Beobachters – Beirut: Dar al-Adab, 2008) ist das erste und einzige Buch, das er geschrieben hat.

Die Kapsel (al-Qawqa’a)

„Die Kapsel, Tagebuch eines heimlichen Beobachters“ (Beirut: Dar al-Adab, 2008) ist ein autobiographischer Roman, geschrieben in sparsamer Prosa mit eingewobenen Introspektiven, poetischen Reflexionen. Darin beschreibt der Ich-Erzähler die Umstände seiner Inhaftierung durch die syrische Staatssicherheit und die darauf folgenden zwölf Jahre Gefängnis. Die brutale Folter durch die Gefängniswärter und Militärpolizei sowie das soziale Gefüge des Lebens im Gefängnis werden detailliert behandelt. Schon früh sagt der Protagonist zu den Wachleuten, dass er als Christ geboren sei, und hoffte darauf, dass sie verstehen würden, dass der Vorwurf, er habe mit der Muslimbruderschaft gearbeitet, auf einem Irrtum basiert. Doch die Wächter – auf die Unfehlbarkeit der staatlichen Geheimdienste vertrauend – gaben ihm zu verstehen,  wenn er festgenommen wurde, muss es aus gutem Grund gewesen sein, und wenn er mit christlichem Hintergrund trotzdem mit der Muslimbruderschaft arbeite, sei er gleich ein doppelter Verräter. Als bekennendem Atheist mißtrauen die Mitgefangenen, vorwiegend Mitglieder der Muslimbruderschaft, dem Protagonisten, und er wird  als eingeschleuster Spion verdächtigt und geächtet. Von den Wachen gefoltert und von den anderen Gefangenen gemieden, zieht er sich weiter in sich selbst zurück und bildet eine schützende Kapsel um sich (zeitweilig eine Decke über den Kopf ziehend) –  auf die sich der Titel des Romans bezieht.

„al-Qawqa’a. Yawmiyyat mutalassis“ (Die Kapsel, Tagebuch eines heimlichen Beobachters – Beirut: Dar al-Adab, 2008)

Auszug 3

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