Editorial – Heft 13 Frühjar 2013

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Liebe Leser!

Die Arabische Welt steht vor großen Herausforderungen. Nur mit neuen Ideen, neuen Konzepten, neuen Wegen kann dieser Teil der Welt das erreichen, was viele in anderen Teilen der Welt bereits längst genießen: Gleichheit in Rechten und Pflichten, ein Leben ohne Furcht, ein Leben in Würde, in dem es wirtschaftliche und soziale Entwicklungschancen für alle gibt, unabhängig von der Zugehörigkeit einer Religion, Volksgruppe oder Familie,… ein Leben also, in dem nicht nur die aller marginalsten Grundbedürfnisse erfüllt werden.

Wie Sie wissen, hat sich der Ibn Rushd Fund die Aufgabe gestellt, freie Denker in der arabischen Welt – Impulsgeber, Pioniere, Anstößer entwicklungsfördernder Initiativen, Menschen mit Zivilcourage – zu fördern und ihnen die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Nachdem sich der Fund nun bei den letzten drei Preisverleihungen bereits thematisch dem großen Wandel in der arabischen Welt gewidmet hat – die Preise gingen an den  Blog al-Hewar al-Mutamaddin, an der tunesischen Journalistin Sihem Bendsedrine und an der syrischen Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Razan Zaitouneh – so steht diese Ausgabe von Minbar auch ganz im Zeichen der Arabischen Revolution.

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf ausgewählte Feedbacks – Reaktionen und Wortmeldungen – von einzelnen Persönlichkeiten – Schriftstellern, Journalisten, Politikern, Dozenten – zur arabischen Revolution:

  • Die Ausgabe beginnt mit einer philosophischen Betrachtung des palästinensischen Dozenten für Alternative Medizin, Dr. Khaled Saifi, über das Beziehungsnetzwerk des Einzelnen mit dem Ganzen, des Individuums mit der Masse und das davon geprägte Bewusstsein.
  • Der in Tunesien lebende syrische Journalist Dr. Abdalla Tourkmani liefert ein Zeitzeugnis ab von der tunesischen Revolution.
  • Der libanesische Publizist Dr. Subhi Ghandour, Direktor des El Hewar Centre, Zentrums für den Arabischen Dialog in Washington, bekräftigt in seinem Plädoyer für die Revolution, dass das Wesentliche dabei war, die unantastbar geglaubte Legitimität der Herrscher zu durchbrechen.
  • In einem Interview spricht einer der bedeutendsten Verfechter des gewaltlosen Widerstands in der arabischen Welt, Prof. Sami Kilani, Dekan der Fakultät für Pädagogik an der Najah-Universität in Nablus/Palästina, über die friedliche Form des Protests während der Arabischen Revolutionen.
  • Schließlich kommt eine weitere Wortmeldung von einem Mitglied des neuen ägyptischen Parlaments, Dr. Amr al-Shoubaki. Darin äußert sich al-Shobaki über das Verhältnis Revolution und Staat mit Rückblick auf die wichtigsten Beispiele einer Staatsentmachtung durch einen Volksaufstand (Französische Revolution, Kommunismus in Russland und China, Islamische Revolution in Iran), alles Revolutionen, die nicht sofort zur Demokratie für die Bevölkerung führten. Al-Shobaki zieht in seinem Statement den Bezug zur Revolution in Ägypten. Das Verhältnis der Ägypter zum Staat sei, so Shobaki, schwierig, weil das Vertrauen fehle. Die größte Gefahr, warnt er, bestünde darin, wenn eine unfähige Regierung das Reglement übernimmt.
  • Das Heft enthält ferner den aufschlussreichen Essay des Journalisten Hakam Abdel-Hadi „Der Geist ist aus der Flasche“ über die Tongeber der Revolution und die Zeit danach.
  • Der Artikel von Dr. Faiha Abdulhadi stellt das ägyptische Projekt „Choral Utopia“ vor.
  • Wir beenden unsere Ausgabe mit dem zu Beginn der Revolution berühmt gewordenen Gedicht des ägyptischen Dichters Ahmad Fuad Najm „Mubaraks Ansprache an das Volk“.

Minbar wird dieses Thema – Revolution und Wandel in der Arabischen Welt – in ihren nächsten Ausgaben auch weiter verfolgen.
Autoren und vor allem auch Autorinnen sind herzlich willkommen, ihre Beiträge darüber und zu anderen Themen einzureichen.

Viel Spaß beim Lesen!

20. März 2013

Dr. Abier Bushnaq

Chefredakteurin

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