Editorial – Heft 10 Sommer 2010

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Liebe Leser!

Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass nach langer Pause unser Internet-Magazin Minbar Ibn Rushd (Ibn Rushd Forum) von nun an wieder in regelmäßigen Abständen erscheinen wird. Vorgesehen sind 3-4 Ausgaben pro Jahr. Wir starten mit einer besonders umfangreichen Ausgabe.

Der 10. Minbar-Auftritt hat den Schwerpunkt „Arabisches Denken“. Es ist das Thema, mit dem sich der große marokkanische Philosoph Mohammed Abed Al-Jabri sein Leben lang auseinander gesetzt hat. 2008 erhielt er den Ibn Rushd Preis für freies Denken. Al-Jabri starb am 3. Mai 2010 im Alter von 75 Jahren in Rabat/Marokko. Ihm zu Ehren haben wir diesen Schwerpunkt gesetzt. Minbar bringt zwei Würdigungen des Philosophen von Dr. Sonja Hegasy und Nabil Bushnaq.

Nach einem historischen Rückblick ins Mittelalter und der Analyse des arabisch-islamischen Denkens jener Zeit von Dr. Muhammad Ahmad az-Zoebi geht Abd ar-Razzaq Id der Frage nach, warum das kritische Denken bei den Arabern der Moderne nicht so recht gelingen will bzw. wo die Gründe für die mangelhafte Entwicklung der Wissenschaften in der arabischen Moderne liegen.
Weniger pessimistisch sieht Dr. Edgar Choueiri die intellektuelle Entwicklung. Er erkennt sehr wohl große wissenschaftliche Potentiale in der arabischen Welt und nennt Namen von renommierten arabischen Wissenschaftlern, die eine prominente Stellung in der Forschungslandschaft der westlichen Welt einnehmen. Es liegt in der Haltung der arabischen Welt, wenn sie davon kaum Notiz nimmt. Choueiri analysiert das Erfolgskonzept westlicher Länder und macht konkrete Vorschläge, was arabische Länder tun könnten, damit eines Tages nicht-arabische Studenten Forschungsvorhaben auch an arabischen Universitäten aufnehmen.

Der Beitrag von Dr. Khalid Slaiki widmet sich ebenfalls dem komplexen Thema des kulturellen Erbes und der Geschichte als Auslöser des modernen kognitiven Diskurses. Welche Auswirkungen hat die Anwendung moderner, kritischer Ansätze auf die Interpretation alter Texte? Die theoretische Abhandlung schließt mit der Feststellung, dass Denkprozesse im arabischen Raum nicht von Schulen, sondern von Individuen getragen werden. Die Auseinandersetzung zwischen Tradition und Moderne sollte weitergeführt werden, um falsche Schlussfolgerungen zu korrigieren und die in der Kultur verborgenen Denkmuster weiter zu erforschen.
Prof. Christian W. Troll widmet sich ganz speziell den kritischen Herangehensweisen an religiöse Texte durch Abu Zaid, Arkoun, Mernissi u. a…

Zwei weitere Essays von Dr. Hazem Khairy und Abdallah Tourkmani würdigen den 2003 verstorbenen Intellektuellen Edward Said.

Prof. Kadhim Habib befasst sich in seinem Beitrag mit dem Ökonomen Samir Amin, Träger des Ibn Rushd Preises 2009. Habib stellt die provokante Frage: „Ist der Kapitalismus das Ende der Welt?“

Nach Tradition unseres Magazins Minbar Ibn Rushd schließt unsere Jubiläums-Ausgabe literarisch mit zwei Huldigungen an Heinrich Heine und sein Drama „Almansor“ von Dr. Sarjoun Karam und Dr. Tawfiq Dawani.

Viel Spaß beim Lesen!

09. August 2010

Abier Bushnaq
Chefredakteurin

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