Begegnungen der Zivilisationen

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Dr. Durgham Al Dabak

„Tod des Sardanapal“
Eugene Delacroix    (1798-1863)

Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Okzident!
Nord und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände


( Johann Wolfgang von Goethe)

Diese bedeutsamen Verse des großen deutschen  Dichters Johann Wolfgang von Goethe sind eine Erklärung dafür, dass die Menschen, wo immer sie auch sesshaft sind, ob im Osten oder 
im Westen, im Norden oder im Süden, eine  Schöpfung eines einzigen Gottes sind, Gläubige  an einen einzigen Gott.

Den Quellen der Historiker entnehmen wir, dass die Wurzeln des Ethos eins sind. Das manifestiert sich im ethischen und humanistischen Streben des Menschen zum Guten hin, zu allen Zeiten und an allen Orten. Das Gute ist eine weite Welt, es bietet viele Möglichkeiten und Varianten, im Gegensatz zum Bösen, welches nur zu Dunkelheit, Unrecht und Zerstörung führt.
Wie ein roter Faden zieht sich der Weg der Menschen zur Zusammenarbeit und Freundschaft
durch alle Epochen  und Zeiten und spiegelt sich in viele Bereiche wider in Handel, in Kultur und in Politik Die Karawanen der Kaufleute aus Mesopotamien, aus Babylon und Assyrien bereisten in vorchristlicher Zeit Mittel- und Zentraleuropa, was durch Ausgrabungen und archäologische Funde hinreichend bewiesen ist. Diese weitläufigen Beziehungen führten zu Handel mit slawischen  und baltischen Kaufleuten. In der christlichen Epoche wurden diese Handelsbeziehungen intensiviert. Ihren Höhepunkt jedoch erreichten sie in frühislamischer Zeit, Anfang des 7. Jahrhunderts. Nun drangen die Karawanen aus verschiedenen Richtungen nach Mittel- und Nordeuropa vor. 

Es ist hinlänglich bekannt, dass die in China beginnende Seidenstrasse  auf mehreren Wegen 
Zentralasien durchquert, dann ihren Weg durch russische Gebiete  bis hin zum slawischen Raum nimmt, aber auch von Zentralasien durch Persien nach Mesopotamien, weiter nach Syrien und zur Mittelmeerküste bis hin nach Anatolien, zum Balkan, nach Griechenland und Zentraleuropa führt.
Sicherlich bildete der Handel den Hauptaspekt, jedoch wurde der kulturelle Austausch nicht vernachlässigt. Dies ist bezeugt durch den griechischen Geschichtsschreiber Herodot, der Ägypten besuchte und in Mesopotamien und Babylon geforscht hatte, ebenso taten es andere Philosophen. Die kulturellen Beziehungen dauerten an und verfestigten sich. Es gab einen wichtigen Informations- und Wissensaustausch. Vor allem in den vorchristlichen Epochen geht es um die hoch geschätzten Wissenschaften Astrologie und Astronomie. Diese fruchtbaren interkulturellen Beziehungen wurden in den nächsten Jahrhunderten weiter ausgebaut und zeigten neue Horizonte an. Diese lang anhaltenden und erfolgreichen Handelsbeziehungen und der gegenseitige kulturelle Austausch gipfelten in der Begegnung zwischen dem Abassidenkalifen Harun al-Raschid und einem Gesandten Karls d. Grossen im Jahre 797 in Bagdad. Diese Begegnung führte zu diplomatischen Beziehungen. So schickte Harun al-Raschid Gesandte mit Geschenken zu Karl d. Grossen nach Aachen Diese politisch überaus wichtigen Begegnungen sollten dazu dienen, eine politische Ost-West-Achse zu bilden, mit allen militärischen und strategischen Aspekten, um das aufstrebende und immer mächtiger werdende Byzanz  und die arabische Präsenz in Andalusien in Schranken zu halten. Bagdad und Aachen, die Residenzstädte Harun al-Raschids und Karls d. Grossen, waren bestrebt, eine Vormachtsstellung im Rahmen eines Ost-West-Dialogs aufzubauen. Politische, militärische, strategische, ökonomische und kulturelle Beziehungen sollten diese beiden großen Mächte charakterisieren. 

Die Kreuzzüge vom 11.-13. Jahrhundert stellten zwar eine Katastrophe in der Beziehung zwischen der arabischen, islamischen, europäischen und christlichen Welt dar. Dies ändert aber nicht an der Tatsache,  dass auf vielen Gebieten der Wissenschaft Kenntnisse und Errungenschaften ausgetauscht wurde, insbesondere in der Entwicklung von Produktionsmitteln und -methoden.
Trotz der kriegerischen Auseinandersetzungen gab es insofern auch die menschliche Seite. Der deutsche Kaiser Friedrich II (1194-1250) war von der arabischen Kultur und Gelehrsamkeit tief beeindruckt, so dass er die arabische Sprache erlernte und sich mit den Weisen seiner Zeit auf allen Gebieten austauschte. Aufs äußerste verurteilte er den Krieg mit den Arabern  und den Moslems, denn er liebte den Frieden, und er war auf eine gute Zusammenarbeit mit den Arabern bedacht.

Der Nahe Osten und Nordafrika sind seit alters her ein Magnet für Handels und Kultur Suchende aus dem Westen. In immer neuen Wellen strömten abendländische Abgesandte und Gelehrte in den Orient. Ein Höhepunkt in dieser Begegnung zwischen Abendland und Morgenland schlug sich in den kulturellen Aktivitäten nieder. Epochen wie die Renaissance, und später die Aufklärung, nahmen großen Einfluss auf den Orient und seine Entwicklung auf verschiedenen Ebenen. Auf zahlreichen Gemälden ist dieser Austausch verewigt worden. Es reisten Forscher, Archäologen, Geografiker und Historiker in den Orient. Sie gründeten die so genannte „Orientalische Bewegung“. Ägypten und der Irak legten den Grundstein für die morgenländische Zivilisation; verstanden sich diese beiden Länder doch als Wiege der Kultur, das blühende Mesopotamien und das fruchtbare Niltal. Zahlreich waren die Entdeckungen und Erforschungen deutscher, englischer und französischer Archäologen. Der Stein von Raschid konnte nun enträtselt werden. Der französische Forscher Champollion entzifferte die Hieroglyphen und machte uns sumerische und babylonische Inschriften zugänglich  Mit diesem Fundus künstlerischer und archäologischer Entdeckungen wurde ein wesentlicher Beitrag zur internationalen Kultur geleistet. Die Lösungen dieser Rätsel waren eine Akkumulation für Kultur und Literatur.

Die neue Entwicklung der Transportmittel erleichterte die Mobilität der Armen. Jedoch gab es auch jene, die die Transportmittel- und Waffenindustrie unterhöhlten, um andere Waren auf den Markt zu bringen. Eine Welle von Kolonialzügen drang in den Orient ein und gründete Kolonialsysteme, wodurch die menschlichen Beziehungen zwischen den Völkern und Zivilisationen großen Schaden nahmen. Trotz der Kolonialsysteme nahm der kulturelle Austausch weiterhin seinen Lauf. Maler und Schriftsteller, u.a. der Maler Delacroix , der Romancier Flaubert und die Autorin Agatha Christie bereisten den Orient. Ihre Arbeiten reflektieren die Besonderheiten des dortigen Lebens. Ebenso ließen sich Komponisten wie Verdi und Korsakow in ihren werken vom Orient inspirieren. Der Zauber Bagdads im 8. Jahrhundert inspirierte den russischen Komponisten Korsakow zu seiner Oper „Sheherasade“, der italienische Komponist Rossini schuf mit seiner Oper „Der Barbier von Sevilla“ ein bekanntes und ein hervorragendes Oeuvre, und setzte damit der Blütezeit des arabischen Andalusiens ein Denkmal. Nicht selten hört man arabische Klänge in europäischer zeitgenössischer Musik, wodurch der Orient für uns immer wieder lebendig wird. Des Weiteren  war der orientalische Einfluss auf die europäische Literatur unübersehbar. Die Romane „Märchen aus 1001 Nacht“, „Sinbad“, „Alibaba  und die vierzig Räuber“ und „Aladin und die Wunderlampe“ sind lediglich die bekanntesten Märchen aus dem Morgenland, die mittlerweile in Europa Pflichtlektüre geworden sind. Das wohl bekannteste deutschsprachige literarische Werk, das unter orientalischem Einfluss steht, ist Goethes „Der ost-westliche Diwan“.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts nimmt die sumerische und babylonische Mythenforschung einen breiten Raum ein. Das Gilgamesch-Epos, mit seinen tiefgründigen Bildern  und Erkenntnissen, umrahmt alle menschlichen, gesellschaftlichen und politischen Aspekte.
Die mittelalterliche Philosophie italienischer Gelehrter, durch das Zusammenwirken mit andalusischen Philosophen beeinflusst, stand in ihrer Blüte, als der arabische Philosoph Ibn Ruschd (Averroes) die klassischen Werke von Platon und Aristoteles für die abendländische Welt übersetzte. Durch die Übersetzungstätigkeit Ibn Ruschds wurden die Schriften Platons und Aristoteles zu einer wesentlichen und bedeutungsvollen Quelle für späteres philosophisches Gedankengut. Hiervon legt die Universität Peruggia Zeugnis ab. Sie wurde zur Wirkungszeit Ibn Ruschds erbaut und fußte auf seine Ideen. Die Philosophie und Lehrtätigkeit dieser Universität war richtungsweisend für das gesamte abendländische Universitätswesen und Kulturverständnis.

Mit meiner Arbeit möchte ich einen Beitrag leisten, das Schöne und das Gute in der Begegnung zwischen Orient und Okzident hervorzuheben.
Tatsächlich ist die Welt im 21. Jahrhundert klein geworden, ein kultureller Austausch ist umso wichtiger als bisher. Das Zusammenleben auf einem Planeten erfordert gegenseitiges Interesse und Verständnis für kulturelle Identitäten und Errungenschaften anderer Zivilisationen  – allerdings auf den Boden von Liebe und Freundschaft, nicht von Widerspruch,  Hass, Gewalt und Aggression. Alle, die sich vom inneren und äußeren Druck befreit fühlen, sind eingeladen,  das Motto „Zusammentreffen der Zivilisationen“ zu bekräftigen.

*  *  *
 
Der Titel meiner Abhandlung „Zusammentreffen der Zivilisationen“ soll Optimismus verbreiten und eine friedfertige Gemeinschaft unter den Völkern prognostizieren. Ich bin mir sehr darüber im klaren, dass sich auch Gegenstimmen erheben werden. Mit meiner vorliegenden Arbeit möchte ich beweisen, dass das Zusammentreffen verschiedener Kulturen Schönheit hervorbringt, wie Gemälde, Musik und Literatur. Das Erhabene der interkulturellen Verschmelzung finden wir in einer humanistischen Gesellschaft ausgedrückt. Viele Völker und Nationen haben gemeinsam an unserer hohen Zivilisationsstufe gearbeitet – vielleicht auch das Volk der Eskimos. Wir haben keine einheitliche Messlatte, um zu bestimmen, wie hoch der Anteil einer jeweiligen Nation an unserem hohen Zivilisationsstandard war. Sonst hat jede Kultur ihren wohlverdienten Platz in der Ehrenliste menschlicher Errungenschaften. 
Die schöpferische Zusammenarbeit zwischen den Völkern schafft Liebe und Verbundenheit, sie vertieft die Beziehungen untereinander und trägt zum wesentlichen Erfahrungsaustausch bei. Fanatismus und Extremismus hingegen hinterlassen nur Zerstörungen und Ruinen, denn diese negativen Kräfte erzeugen nur Misstrauen und Hass. 

Mit meinem Beitrag möchte ich auf eine begabte Arbeit hinweisen. In dieser Arbeit  nimmt ein tapferer und edler (irakischer) babylonischer König teil. Ein französischer Maler hält diese Arbeit in einem Gemälde fest, gibt ihr Stärke, wo es sein muss und reflektiert Prestige und Stolz, wo es nötig ist, und er verleiht dem Gemälde Schönheit und Zartheit, die vor uns in Fülle steht. Nur die Grausamkeit und die Gewalt verdirbt alles Schöne und alles Schöpferische. Des Weiteren lässt ein britischer Dichter den Held dieses Dramas, der babylonische König, in einem Gedicht, für uns und die Geschichte, seine letzte Rede halten. Hier stellt sich die Frage, wie wir dieses historische Andenken und ihre menschliche Bedeutung ohne die Feder des französischen Malers  Delacroix und ohne des englischen Dichters Lord Byron im Gedächtnis hätte bleiben können. Ist es nicht ein eindeutiger Beweis dafür, dass das Zusammentreffen der Zivilisationen, und nicht deren Auseinandersetzungen, für die Menschheit einen großen Fortschritt bedeutet?
Die Pessimisten verkünden düstere Mottos und wollen in uns das Feuer des Hasses und der Feindschaft entzünden. Wie viele herrliche Gemälde müssen dafür brennen!  So wäre das berühmte Gemälde „Harun al Raschid trifft einen Gesandten Karls d. Großen an seinem Hof in Bagdad“  und das Gemälde „Der Tod einer Königin“ von Delacroix den Flammen übergeben worden. Wir würden Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“ nicht mehr hören, und wir würden die hervorragende Komposition „Sheherasade“ von Korsakow und Goethes „Der Ost-Westliche Diwan“ verfluchen. Ebenso müssten unsere Kinder die herrlichen  Abenteuer von Sinbad und Alibaba vergessen. Wichtige Kenntnisse aus dem Bereich der Chemie, der Physik, der Mathematik und  der Astronomie wären für uns heute nicht mehr zugänglich. 

Hat dieser Brunnen des Hasses ein Ende?
An die Bewohner des Orients und der Bewohner des Abendlandes möchte ich mich mit den Worten wenden, die der große deutsche Dichter und Denker Johann Wolfgang von Goethe gesprochen hat:
„Gotte ist der Orient!
Gottes ist der Okzident!“

Wir sind alle Brüder der Menschlichkeit auf einem Planeten – und wie klein ist dieser Planet!
Der Fluss der Liebe und Zusammenarbeit fließt; wir müssen keine Hindernisse schaffen. Wir alle müssen daran arbeiten und wirken, ein sauberes Tröpfchen in diesem Fluss zu sein.
Diese Aufgabe scheint schwer, aber sie ist nicht unmöglich – und mit der Teilnahme aller Menschen wird es einfacher, diese Aufgabe zu bewältigen.

Ich hoffe, dass mein Beitrag in diesem wunderbaren Strom eingebettet ist, dem Strom der menschlichen und internationalen Zivilisation, ohne Fanatismus und Extremismus, jedoch mit Liebe und Zusammenarbeit.

*  *  *

Ein Gemälde
und eine Geschichte

Die Stabilität und die Ruhe gewann Mesopotamien nach dem Zerfall des babylonischen Staates erst wieder, als fünf Jahrhunderte Unruhe, lokalen Kriegen und  Kleinstaatenregime vergingen und dies, nachdem es den Assyrern gelang, für sich einen Staat im Norden Iraks mit der Hauptstadt Ninive zu errichten. Sie konnten ihre Herrschaft über das ganze Zweistromland, einschließlich seines alten Zentrums Babylon, ausbreiten. Die Assyrer waren keine Eindringlinge in Mesopotamien. Sie waren am oberen Tigris seit der Frühgeschichte ansässig und hatten ein mächtigeres Reich errichtet, auf dessen Thron Einhundertundsechzehn (116) Könige saßen. Deshalb galt es als das stabilste der Staaten von ihm, einschließlich (der Große Stadt) Babylon, dessen Könige sechsunddreißig zählten.
Im Assyrischen Staat (1700v.u.Z. bis 612v.u.Z.) gedieh Kultur und Kunst, und es entwickelten sich die Errungenschaften ihrer babylonischen Vorfahren weiter. All dies war von der politischen Stabilität begleitet. Sie konnten ihre Herrschaft nach Süden bis zum Arabischen Golf, nach Osten bis Ilam, im Norden bis in die Berge Armeniens und nach Westen bis zum Mittelmeer, Zypern, Ägypten und der arabischen Halbinsel auszudehnen.
Die Könige der Assyrer erlangten Ruhm, wie z.B. die Königin Samuramat, deren Namen Samiramis bekannt wurde. Sie erlangte Ruhm durch ihre weise Politik und genaues Lenken des Staatsapparates sowie durch ihre Neigung zur Architektur. Ebenso war König Sargon, der den Titel „ der mutige Soldat“ trug, für seine erfolgreiche militärische Führung bekannt. Ferner ist König Senharib erwähnenswert.
Die Assyrer waren von der großen Kultur Babylons stark fasziniert und stolz auf den Einschluss dieses historischen Stadtstaates in ihrem Reich. Die Babylonier ertrugen aber selbst nicht die Vorstellung, dass ihre große Hauptstadt und Kultur nicht zum Zentrum des Reiches wurde. Obwohl die Assyrer alles taten, um die neue Hauptstadt Ninive mit der alten Babylons fester zu vereinigen, blieb der Erfolg aus, zumal die Babylonier und Assyrer eine Sprache sprachen und an dem selben Gott glaubten.
Später bauten die Könige Assyriens eine neue Hauptstadt, die sie Dur-Sharokin nannten, jetzt unter dem Namen Khorsabad bekannten. Ihre Könige vermählten sie mit babylonischen Frauen.
Nach dem Tod des Königs Assar-Haddun, des letzten des vereinigten Reiches, begannen die Brüder sich um die Gebiete zu streiten. Andererseits war die enorme Ausdehnung des reiches ein Faktor für dessen Zerfall, erneut zu Kleinstaaten im Zweistromland zu kommen und zur Wiederkehr der lokalen Kriege. Dies geschah um 600 V. u. Z.

Der letzte König Assyriens über Babylon war Sardanapal. Gegen ihn rebellierte sein medeascher Heerführer, der ihn den Thron entriss. Dies geschah in einer Jahreszeit, in der der Euphrat über die Ufer trat, wodurch die Überschwemmung sein Palast erfasste und dessen Sturz beschleunigte. Der König Sardanapal erkannte die Ausweglosigkeit der Situation und beschloss den Selbstmord mit seinen Frauen und Bediensteten. Vorher tötete er seine reinrassigen Pferde, Jagdhunde und verbrannte sein Palast mit den gesamten Einrichtungen. Er begoss seine Gemächer mit Duftstoffen und alkoholischen Getränken und wartete stolz auf dem Balkon seines Palastes, an der Fluss- und Gartenseite, bis die Flammen hinaufstiegen und seinen Tod besiegelten.

War Sardanapal ein Mann versteinerter Gefühle oder wählte er sein Ende, um ein poetisch romantischer Mensch und kein König, der an Macht und Reichtum denkt, zu sein?
Diese Darstellung entflammte die Phantasie des französischen Malers Eugene Delacroix (1798-1863). Er fasste sie in einem berühmten Gemälde zusammen, das er „Tod des Sardanapal“ nannte. Kritiker beschrieben es als eines der schönsten Gemälde Delacroix’s, verglichen mit seinem berühmten Gemälde „ Die Freiheit führt das Volk“. 
Dieses wunderbare Gemälde im Format 395×495 cm, das im Jahre 1827 in Öl auf Leinwand gemalt wurde, befindet sich im Louvre in Paris. Es stellt den König Sardanapal dar, der stolz auf seinem Thron sitzt und dabei das Gemetzel seiner Pferde und schönen Frauen betrachtet. Es ist eine Szene, in der Schönheit, Grausamkeit und Feinheit vereint sind.

Der Mensch Sardanapal war entschlossen, dass die Schönheit nicht zum Opfer der Aggression und Gewalt sowie seine Kostbarkeiten Beute für die Aggressoren  werden.
Sardanapal, der starke Ritter, den Frieden liebend und Krieg hassend nicht aus Müdigkeit, sondern auf menschlichem Großmut. Auf solche Weise wollte Delacroix die Szene Sardanapal brennend im Angesicht des Todes malen.
Einst wurde der französische Theaterautor Jean Cocteau gefragt: „Was würden sie tun, wenn Sie Ihre schöne Villa mit den wertvollen Büchern und originalen Gemälde die Ihre Freunde von den Malern als Geschenk erhielten sowie alle Ihre Kostbarkeiten, die Sie besitzen, verbrennen sehen“
Cocteau antwortete schlagfertig „Dann nehme ich die Flammen in meine Arme“.
Der englische Dichter Byron hörte das romantische Drama „der Tod“, sah das Gemälde Delacroix und schrieb darüber ein Gedicht.


Sardapal sagt in der Tragödie Byrons:

„Wie viel liebte ich 
Wie viel Phantasie brauche ich zum Leben
Kein Moment der schöpferischen Liebe ließ sich mir entgleiten.
Der Tod aber, ist mir nicht fremd.
Er ist leichter vorzustellen als unsere Vorstellung es zu tun vermag.
Tatsächlich, kein Tropfen Blut habe ich umsonst vergossen.
Als Herrscher konnte ich nicht vergießen, dass als weiter Ozean fließen würde.
Und mein Name wird an jedem Ort den Tod berühren.
Ich könnte alle Schläge der Furcht geben,
um sie als Siegeserinnerung zu verewigen.
Aber ich tat es nicht und bereute es nicht.
Mein Leben ist Liebe, klarer als das Wasser des Flusses.
Wenn aber das Schicksal das Blut vergießt erfordert,
so bin ich stolz, kein Bluttropfen mir zum Opfer vergossen zu haben,
aus den Adern der Söhne Assyriens.
Ich vergeudete keine Karat Gold aus den unermesslichen Schätzen Ninives.
Wenn sie mich danach hassen werden
so, nur weil ich keinen Hass in meinem Herzen trage,
sollten sie in meinem Angesicht rebellieren, so tyrannisiere ich nicht.
Wie schlechte Männer seid ihr, die keine Hand mit Zepter akzeptieren,
Sondern eine Hand, die mit dem Schwert schlägt.“

Quellen:
1) Dr. Th. Akasha: Die antike Kunst Iraks, Beirut 1974
2) 2) Kuno Mittelstadt: Eugene Delacroix, Berlin 1974
3) Autorenkollektiv: Weltgeschichte, Teil 1, Leipzig 1981.

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