Begrüßungsrede des Ibn Rushd Funds – in Deutsch von Nabil Bushnaq
Begrüßungsrede des IBN RUSHD Vereins
Farouk Abbushi Berlin 6.12.2003
Meine Damen und Herren, verehrte Gäste!
Im Namen des IBN RUSHD Fund for Freedom of Thought begrüße ich Sie ganz herzlich zu unserer heutigen Veranstaltung. Ich hoffe, dass die Muslime unter Ihnen ein frohes Eid al-Fitr gehabt haben, und den Christen wünsche ich eine frohe Adventzeit. Unsere Gäste, die von weit her kommen, um unserer Preisverleihung beizuwohnen, heiße ich ganze herzlich Willkommen.
Ganz besonders aber begrüße ich unseren Preisträger, Professor emeritus Mohammed Arkoun von der Sorbonne – Paris. Prof. Arkoun! Herzlich willkommen.!
Ich begrüße außerdem unseren zweiten Ehrengast: unseren Laudator Professor Stefan Wild, Professor emeritus für Semitische Sprachen und Islamwissenschaft an der Universität Bonn.
Professor Wild ! Herzlich willkommen!
Von den akademischen Vertretern möchte ich Werner Ende (Prof. am Orientalischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg) und Prof. Ulrike Freitag vom Zentrum Moderner Orient (ZMO) begrüßen. Aus den diplomatischen Kreisen möchte ich seine Exzellenz Mourad BENCHEICH, Botschafter von Algerien, sowie die diplomatische Vertreter von Palästina, Tunesien und Marokko begrüßen. Unser Gruß gilt auch den Gästen aus dem Auswärtigen Amt und den vielen Journalisten.
Jedes Jahr wird der IBN RUSHD PREIS für Freies Denken öffentlich in 3 Spachen ausgeschrieben. Kandidaten können von jedem Menschen auf der ganzen Welt vorgeschlagen werden. Dieses Jahr sollte die Auszeichnung gehen :
an einen arabischen Denker und Hochschullehrer (fem./mask.), der oder die sich durch sein Wirken und Mut als wegbereitender Pionier und als Bindeglied zwischen Tradition und Moderne für neue Perspektiven und Ansätze einer Aufklärung verdient gemacht hat.
Eine unabhängige Jury, die jedes Jahr vom Vorstand und Beirat nach Prioritäten, neu aufgestellt wird, entscheidet über den Preisträger. Das Verfahren, das beinahe 10 Monate dauert, macht uns nicht nur viel Arbeit, sondern auch viel Freude, da es zeigt, dass man mit wenigen Mitteln Intellektuelle verschiedener Nationalitäten zur Mitwirkung auf demokratischem Wege und aus aus der Ferne für eine gute Sache bewegen kann. Auf diese Weise ist Muhammed Arkoun von einer 5-köpfigen Jury aus Syrien, Kuwait, Sudan, Libanon und Palästina gewählt worden . Die Lebensläufe der Jury – zwei Frauen und drei Männer- sind im Saal in zwei Sprachen erhältlich und auf unserer Webseite veröffentlicht.
Verdient haben den Preis sicherlich viele, besonders die 8 Personen, die in diesem Jahr auf der Kandidatenliste standen: drei von ihnen sind aus Marokko, zwei aus Syrien, einer aus Bahrain, ein anderer aus Palästina und einer aus Ägypten. Jeder hat sich in der einen oder anderen Weise im Dialog zwischen Tradition und Moderne verdient gemacht.
Mit den Methoden der Neuzeit erforschten sie die eigene Vergangenheit, nicht ohne den Bezug zur Gegenwart aus dem Auge zu verlieren. Sie haben es gewagt, an vermeintlich unabänderbaren Idealbildern zu rütteln, an bisher unantastbaren Traditionen zu zweifeln. Sie haben falsche Geschichtsbilder korrigiert, Vorurteile aufgedeckt, Altes in einem neuen Licht gesetzt. Unermüdlich und selbstlos arbeiteten sie – meist als Einzelkämpfer bei der Suche nach der Wahrheit. Aus einem inneren Drang heraus versuchten sie ihre erlangte Erkenntnis an ihre Mitbürger und Mitmenschen zu vermitteln. Sie mußten dabei viel Kritik hinnehmen und bekamen in den meisten Fällen wenig Dank zurück.
Wir leben in der Moderne (andere bereits in der Postmoderne), wollen mit ihr mitschreiten, mit dem einen Fuß aber hinken wir meist ein wenig in der Vergangenheit zurück. Eine ausgeglichene Kontinuität zwischen den beiden Polen als Lösung für ein besseres Leben in der Gegenwart zu finden, ist die Kunst.
Wir vom IBN RUSHD Fund For Freedom of Thought widmen uns der Förderung des freien Denkens und der Demokratie in der arabischen Welt deshalb, weil wir glauben, daß es in einem demokratischen System viel Raum für nationale, religiöse und kulturelle Unterschiede auf der Grundlage der Rechte von Staatsbürgern und der Menschenrechte geben kann.
Der Wert dieses Preises ist an erster Stelle symbolisch. Er soll aussagen: Es gibt einen Sinn für die gemeinsame solidarische Arbeit, auch wenn wir nur kleine Schritte gehen, langsam aber sicher, in Richtung Öffnung zur freien Selbstverwirklichung ohne Angst vor Unterdrückung. Wir wollen den Menschen im Mittelpunkt der arabischen Gesellschaft und Politik sehen, nicht den Herrscher.
Wir haben – dank vieler Spenden – bis jetzt an unserem Vorhaben festhalten können, finanziell vollkommen unabhängig zu bleiben. Damit möchten wir unbedingt fortfahren. Wir brauchen deshalb die Hilfe aller, die die Idee der Förderung des Geistes in der arabischen Welt gut finden. Mit Ihrer Hilfe und Solidarität können wir noch mehr Vorkämpfer und Pioniere jedes Jahr am Todestag des Philosophen Ibn Rushd ehren und auszeichnen.
Allen, die uns unterstützt haben, möchten wir hiermit herzlich danken.
Lieber Herr Prof. Arkoun, wir sind stolz, Sie heute mit dem IBN RUSHD Preis für Freies Denken würdigen zu können. Wir wünschen Ihnen auf Ihrem weiteren Weg noch viel Erfolg!
Danke schön.
Ich bitte jetzt Prof. Stefan Wild die Laudatio zu halten.